… dann reifen die Trauben
Sie scheinen bereit für die Ernte, doch der Schein trügt. Blau ist nicht zwingend süss und – vor allem – nicht unbedingt mit dem typischen Aroma ausgestattet. Sie brauchen noch sonnige, trockene Tage, kühle Nächte und wenig Regen.
Die Arbeiten im Rebberg sind noch nicht abgeschlossen, es gibt noch Sorten, die ausgelaubt werden müssen und das immer noch wachsende Gras ist zu mähen. Um vor allem den Kirschessigfliegen das Leben hart und die Eiablage unattraktiv zu machen.
Es war ein schwieriges Jahr im Rebberg.
Wie schon letztes Jahr bestimmten auch dieses Jahr instabile Flach- oder Tiefdrucklagen ab Mitte Februar bis Mitte Jahr das Wetter in Sessa. Bis Mitte Juli kamen so knapp 1500 mm Niederschlag zusammen. Die Vegetation explodierte förmlich in diesem Überfluss an Wasser. Den Reben ging es gut, sie wuchsen, wie das Gras, ungehemmt. Kaum war alles gemäht oder gegipfelt, fing es wieder von vorne an. Viel Arbeit.
Die Rebenterrassen waren komplett durchnässt, nachdem vom 22. Februar bis am 1. April rund 550 mm Regen niedergingen. Das Befahren des an sich schon schwierigen und jetzt noch nassen Geländes mit dem Traktor war oft grenzwertig. In der Phase ab den ersten Mehltauinfektionen, zwischen dem 26. April bis am 25. Mai gab es nur sechs regenfreie Tage. Danach wechselten sich Regenperioden mit eher kürzeren trockenen Tagen ab, bis dann ab dem 17. Juli endlich der Sommer kam. Und mit ihm der Japankäfer. Er frass die zarteren Blätter der, vor allem jungen, Merlot-, Completer- und Chambourcin-Triebe. Der Rebberg im Valle (Merlot) war am stärksten betroffen. Glücklicherweise konnten die Reben die Frass-Schäden dank dem starken Wachstum einigermassen kompensieren.
Diesen Sommer hatte ich wieder die Freude, einige Degustationsgruppen hier auf dem Weingut begrüssen zu dürfen. Das Wetter war wie erwähnt schwierig, die Sonnenschirme mussten zu Regenschirmen umfunktioniert werden, aber meist hatten wir Glück. Wie schon an den beiden Tagen der «Cantina Aperta» Ende Mai. Wir hatten am Sonntag gerade abgeräumt, als der Regen kam.
Eine besondere Freude machte mir der Besuch meiner «alten» Fussballer-Kollegen vom FC Hochdorf, die nun – in einer etwas anderen Zusammensetzung und diesmal mit den Partnerinnen – bereits das zweite Mal bei mir auf der Terrasse sassen und Wein verkosteten. Die Zeit ging leider zu schnell vorbei. Und die Abende ziehen sich nicht mehr wie früher in die tiefe Nacht hinein.
Nach dem ersten «Lehrjahr» im letzten Sommer arbeitet Andrea Narlati aus Cuveglio seit Mai als Grenzgänger bei mir auf dem Betrieb. Seine motivierte und aufgestellte Art ist eine Freude und Bereicherung. Daneben durfte ich auch dieses Jahr wieder auf die grosse Hilfe durch Pia und Piero und neu durch Gurli zählen. Gerade in diesem sehr arbeitsintensiven Jahr war das unerlässlich. Dafür herzlichen Dank.
An der diesjährigen Wine-Trophy in Zürich, einer Prämierung europäischer Weine, wurde mein «UNO» 2022 mit 90,6 Punkten als drittbester Tessiner Rotwein mit einem Golddiplom ausgezeichnet. Der «DUE» 2020 erhielt 88,2 Punkte und somit wie im Vorjahr ein Silberdiplom.
Am Grand Prix du Vin Suisse wurde der «UNO Barrique» 2020 mit einem Golddiplom ausgezeichnet, nachdem er ein Jahr zuvor in Zürich (Wine-Trophy) mit Silber gekürt wurde. Das bestätigt, dass meine Weine mit der Flaschenlagerung an Qualität gewinnen.
Noch sind alle Weine im Verkauf, die 2023er Rosé «Mademoiselle» aus den Trauben der Chambourcin-Rebe und der «Mademoiselle Foch» aus einer Merlot-Maréchal Foch-Cuvée. Bei den Weissweinen sind es der «Sauvignon Blanc» (2023), dieser knackig und frisch und der «TRE» (2022) mit seiner einzigartigen Aromatik. Jede Flasche, die ich öffne, ist besser als die vorangegangene.
Bei den Rotweinen gibt es noch wenige Rotwein-Flaschen «Chamboursin» 2019, mit dem unverwechselbaren Säure-Aroma-Spiel, jetzt in typischer Harmonie vollendet. Und noch wenige Flaschen der prämierten und ausgezeichneten «UNO Barrique» und «DUE» aus dem Jahrgang 2020. Hier ist eigentlich bereits der Jahrgang 2021 im Verkauf.
Bald kommen die neuen Trauben in den Keller. Wenn die Septembertage weiterhin sonnig sind, dürfen wir erneut mit einer guten Ernte rechnen.
Ich freue mich auf eure Bestellungen, die hier gemacht werden können und auf eure Besuche in Sessa.
Herzliche Grüsse,
Beat
erstellt am: 03.09.2024 | um 17:58 | von: Beat Bachmann | Kategorie(n): News