Completer

Erstmals erwähnt wird der Name Completer 1321 (quod vinea vinicompletorii sisa n Malans, Jenny 1938 und Durnwalder 1983). Completer gehört zusammen mit den verwandten Sorten Humagne blanc (erstmals erwähnt 1313), und den Sorten Lafnetscha und Himbertscha zu den autochthonen (alteingesessenen, gebietsheimischen) Sorten der Schweiz. Ohne Zweifel gehört die Rebsorte Completer somit, zusammen mit der Humagne blanc, zu den ältesten bekannten Rebsorten der Schweiz.

Ausführlich beschrieben wurde die Rebsorte Completer erstmals 1869 von J.M. Kohler in seinem Werk «Der Weinstock und der Wein».

Die Completer muss in der Schweiz im Mittelalter eine bedeutende Rebsorte gewesen sein. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts nahm ihre Bedeutung jedoch dramatisch ab, vermutlich ist sie als säurereiche Rebe den damaligen klimatischen Schwierigkeiten zum Opfer gefallen. Der Plantahof in Landquart hat in der Erhaltung dieser Sorte eine wichtige Rolle gespielt.

Im Mittelalter waren es vor allem Mönche oder Adelige, die Wein kultivierten beziehungsweise Wein tranken. Es erstaunt deshalb nicht, dass der Name Completer einen klösterlichen Ursprung haben soll. Demnach leitet sich der Name vom abendlichen Gebet der Mönche ab, dem Completorum. Im Anschluss daran tranken die Mönche des Domkapitels Chur ein oder zwei Gläser des aromatischen, körperreichen Weins als Schlummertrunk.

Über den Anbau von Completereben im Ausland ist nichts bekannt. In der Schweiz wurden 2007 248 Aren kultiviert, 199 in Graubünden, 33 im Tessin, 13 in Zürich und 3 in Genf (im 2007 neu dazugekommen). In diesen Zahlen allerdings nicht enthalten sind die im Wallis im Vispertal vorhandenen (Gross-)Lafnetscha oder Blanchier. Josef-Marie Chanton verkauft einen Lafnetscha aus der Rebsorte Blanchier an, die er als Completer bezeichnet.

Completer treiben etwas früher als der Merlot, etwa gleich wie der Chardonnay aus und verhalten sich bei der Blüte ähnlich. Sie reifen jedoch später als der Chardonnay und der Gewürztraminer oder der Merlot ungefähr 7 – 10 Tage später). Die Rebe hat einen starken Wuchs. Ihre kräftigen, langen Ranken kompensieren den wilden, ungeraden Wuchs etwas.

Die Trauben sind gross und pyramidenförmig. Die Beeren mittelgross, leicht oval oder elliptisch, blassgelb, oft grau-braun verfärbt, mit dem säuerlichen Geschmack von Sémillon. Ihre dicke Beerenhaut und wahrscheinlich der hohe Säuregehalt sind vermutlich die Ursache für ihre geringe Botrytisanfälligkeit. Die Trauben zeichnen sich durch hohe Oechslewerte und hohe Säurewerte aus.

Der Most aus Completertrauben kann zur natürlichen Ansäuerung von eher säurearmen Weinen (z.B. Chardonnay) verwendet werden. Im Bündnerland wird aus Completer-Trauben aber meist ein körperreicher, fruchtiger, langsam reifender Wein mit Aromen von Quitten und Orangenblüten hergestellt. Oft wird er mit mehr oder weniger Restsüsse, teilweise sogar als eigentlicher Dessertwein (Strohwein, Passito) ausgebaut. Eine modernere Art der Weinbereitung ergibt ebenfalls extraktreiche aber trockene Weine mit typischem Nussbouquett.