Vor der Ernte

Der Sommer scheint noch nicht vorbei, die sonnigen Septembertage sind eine Freude. Aber die Tage werden kürzer, die Nächte kühler. Und die Trauben scheinen reif und bereit für die Ernte.

Das Rebjahr 2023 war nicht einfach. Fast drei Monate, vom 20. April bis gegen Ende Juli, bestimmten instabile Flach- oder Tiefdruck-Verhältnisse das Wetter. Warme Tage mit Schauern oder Gewitter an fast jedem zweiten Tag liessen die Vegetation im Rebberg buchstäblich explodieren. Noch nie musste ich in so kurzer Zeit derart oft Fahrbahnen, Böschungen, Unterstockbereiche mähen und die Reben gipfeln (zurückschneiden). Und natürlich führten die nassen Monate Mai, Juni und Juli auch zu einem starken Krankheitsdruck bei den Reben. Die Pflanzenschutzmassnahmen gegen Oidium (Echter Mehltau) vor allem im Rebberg Secch/Chioso (Merlot), etwas weniger im Borghirolo (Gewürztraminer) und überall gegen Peronospora (Falscher Mehltau) waren anspruchsvoll. Ich bin froh, die rauben einigermassen gesund durch den diesjährigen Sommer gebracht zu haben.

2023 war auch das Ragusa-Jahr. Am 19. April beglückte mich Hia (als letzte von 6 Mutterschafen) mit zwei Lämmern: Ragusa und Ravenna. Nur wollte sie leider von der Erstgeborenen, Ragusa, nichts wissen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als das Kleine mit dem Schoppen aufzuziehen. In dieser Hinsicht völlig unerfahren, war es für mich eine Berg- und Talfahrt, mit anfänglich wenig Schlaf, Improvisation und viel Zeit, die ich für Ragusa aufwenden musste.

Ragusa dankt mir das heute mit einer grossen Zutraulichkeit, ja einer Anhänglichkeit, was bei meiner speziellen, sehr scheuen Schafrasse (Heidschnucken) aussergewöhnlich ist. Inzwischen ist aus dem kleinen, schwachen Lämmlein eine hübsche junge Dame geworden und sie begleitet mich immer noch gerne bei meinen Arbeiten im Rebberg.

An der diesjährigen Wine-Trophy in Zürich, einer Prämierung europäischer Weine, wurden beide von mir eingereichten Weine ausgezeichnet. Der «UNO Barrique» 2020 mit Silber (88 Punkte) und der «TRE» 2021 mit Gold (89,2 Punkte). Damit konnte das letztjährige Ergebnis, als ich den «UNO Barrique» 2019 und den «DUE 2019» einreichte und beide mit Silber ausgezeichnet wurden (88 und 88.4 Punkte) übertroffen werden. Interessanterweise wurde der «UNO Barrique» in Zürich in beiden Jahren gleich bewertet (88 Punkte), während bei der zwei Monate früher stattfindenden Prämierung im Rahmen des Mondial du Merlot, wo nur Merlots oder Merlot-Cuvées beurteilt werden, der Jahrgang 2019 mit 89,6 Punkten (Gold) und der Jahrgang 2020 mit 88.4 Punkten (Silber) bewertet wurden.

Ich denke, dass sich hier sowohl die Tagesform der Weine wie auch der Tester, aber vor allem die (noch) fehlende Flaschenlagerung beim Jahrgang 2020 auf das Urteil ausgewirkt haben.

Letztes Jahr habe ich noch einmal einen «Mademoiselle Foch», einen Vino rosato gekeltert, dieses Mal als Cuvée aus Maréchal Foch und Merlot. Seine Aromatik sowohl in der Nase wie im Gaumen ist erneut überwältigend üppig. Damit unterscheidet er sich vom anderen Rosato, der aus Chambourcin-Trauben gekelterten «Mademoiselle». Bei dieser ist die Nase floral delikat und die Aromen werden über die feine Säure transportiert und getragen.

Zur Zeit sind noch alle Weine im Verkauf. «Sauvignon Blanc» 2022 und der «Mademoiselle Foch» 2022 werden jedoch bald ausverkauft sein.

Glücklicherweise kommen nun die diesjährigen Trauben in den Keller. Und auch dieses Jahr deutet alles wieder auf eine qualitativ gute Ernte hin.

Herzlich, Beat

erstellt am: 11.09.2023 | um 20:20 | von: Beat Bachmann | Kategorie(n): News

Kommentare

Kommentar schreiben

Kommentar