Die Trauben sind im Keller

Warme, sonnige Spätsommertage begleiteten uns auch dieses Jahr durch die Traubenernte. Bis auf den letzten Tag; bei der Lese des Chambourcin am 29. September wurden wir von einem Regenschauer überrascht. Wie in den Jahren 2015, 2017 und 2020 waren die Trauben ausserordentlich früh reif und erreichten dank gesundem Laub höchste Zuckerwerte. Zwar verursachte der Hagel vom 3. Juli 2022 in den Rebbergen Cavezze und Ronco starken Holz- und Laubschaden. Der enorme Stress führte bei diesen Reben zu physiologischen Störungen (Stiellähme, Traubenwelke, heterogene Reife der Beeren). Die Trauben wurden nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt, waren teilweise bitter im Geschmack, einzelne auch deutlich weniger süss. Diese galt es auszusondern. In diesen Lagen war die Lese anspruchsvoller als in den anderen, wenig betroffenen Rebbergen (Borghirolo, Chioso, Secch und Valle).

Meine mittlerweile erfahrenen Lesehelferinnen und -helfer haben auch dieses Jahr hervorragende Arbeit geleistet. Die Ernte ist nicht nur qualitativ, sondern – mit rund 9’600 Kilo – auch quantitativ eine Rekordernte. Vielen herzlichen Dank allen fleissigen Händen – nur ganz wenige Finger mussten verarztet werden.

In den Tagen vor und während der Merlot-Ernte herrschte sonniges Nordwindwetter, kühle Nächte und trockene und warme Tage. Perfekt, um den Trauben zur gewünschten Aromatik zu verhelfen. Ich freue mich jetzt schon auf die Merlot-Weine 2022.

Auch der Completer, der erstmals über 100 ° Oechsle erreichte, entwickelte seine typischen, nach Williamsbirnen und Mango schmeckenden Aromen. Gewürztraminer und Sauvignon Blanc waren schon vor dieser Nordwindphase geerntet worden, auch diese beiden gesund, wunderbar reif und mit ihrer typischen Frucht.

Nun sind die Weine im Keller. Die ersten Sorten sind bereits vergoren (Maréchal Foch, Cabernet Jura). Die meisten anderen in der zweiten, ruhigeren Phase der Gärung. Nur der Chambourcin ist noch stürmisch unterwegs.

Der Druck der letzten Tage ist auch bei mir einer erwartungsvollen Anspannung gewichen. Die schönen Herbsttage ziehen mich nach draussen, Böschungen sind von den wuchernden Brombeeren zu befreien, einzelne Rebberge ein letztes Mal im Unterstockbereich zu mähen. Und die Schafweiden sind von den bereits wieder drei bis vier Meter hohen Robinien, den Brombeeren, und den von den Schafen verschmähten Kermesbeeren sowie Stockausschlägen bei Eschen, Ahorn, Kastanien, Eichen zu befreien.

Aber auch die Maische braucht Pflege und Überwachung, und bald werden die roten Sorten gepresst und die Arbeit im Keller nimmt seinen Gang.

Herzlich
Beat

erstellt am: 04.10.2022 | um 13:55 | von: Beat Bachmann | Kategorie(n): News

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