Frühling 2020

Die Reben warten auf den ersten richtigen Frühlingsregen.

Wie im Vorjahr, sind auch dieses Jahr die ersten Monate des Jahres wieder äusserst trocken. Seite Anfang Jahr regnete es nur an 7 Tagen mehr als 1 mm, insgesamt fielen bis heute 90.6 mm Niederschlag. Seit ich meine Daten führe, ist das ein Minus-Rekord.

Aber es ist ein Glück. Bei den warmen Temperaturen hätten die Reben sonst viel zu früh ausgetrieben. Das fehlende Wasser hält den Austrieb zurück. Und verhindert so, dass die Triebe wie 2017 Mitte April, erfrieren.

Diesen Winter haben wir, die erfahrenen Männer der «Holzergruppe», Wald und Buschwerk oberhalb des neuen Rebbergs «Secch» gerodet (Beitragsbild). Nun hoffe ich, dass das Mikroklima in den beiden Rebbergen «Chioso» und «Secch» dank Berg- oder Talwind besser wird und so der Krankheitsdruck (vor allem echter Mehltau) nachlässt.

Seit Februar 2008 haben wir nun zusammen im Holz gearbeitet. Ungepflegte Randparzellen gerodet (2009 im Valle), vorher und danach im Borghirolo, Chioso und Secch. Das ganze Gebiet wäre heute Wald, der einzige alte Rebberg im Chioso, 1983 von Pierre Morandi angelegt, aufgegeben, weil er von allen vier Seiten mit Eschen und Robinien zugewachsen wäre. Es war eine gute Zeit, nicht immer so sonnig und warm wie in den letzten Jahren. Und wir hatten Glück. Keinen Unfall – nur Stromausfälle -, auch dank der vorsichtigen Arbeit des «Fällmeisters» Alfons.

Es war voraussichtlich das letzte Jahr im Holz. Vielen Dank allen guten Freunden, vorab dem harten Kern, der immer dabei war: Mark, Ruedi, meine Brüder Urs, Bruno und später auch Alfons, und mein Sohn Aurelio. Vielen Dank auch jenen, die erst später dazu stiessen oder mich vereinzelt unterstützten: Pedro, Jürg, Ernst, Alois, René, Gerry, Urs’ Söhne Laurin und Jeremias, oder Aurelios Freunde.

Wer weiss, vielleicht finde ich bis in einem Jahr eine Alternativveranstaltung?

Vor einem Monat haben wir den «UNO Barrique» 2017, den «DUE» 2017 und den «SAUVIGNON BLANC» 2019 abgefüllt. Jetzt haben sie sich wieder beruhigt, sie alle gefallen mir ausserordentlich.

Beim «UNO BARRIQUE» einem reinen Merlot, ist das Barrique etwas mehr im Hintergrund als beim 2016er. 2017 war sonniger und trockener, der Wein ist etwas dichter, kompakter und hat ein halbes Volumenprozent mehr Alkohol als im Vorjahr. Er hat eine schöne, fleischige Merlot-Aromatik. Eine Versprechung!

Auch der «DUE» 2017 ist etwas kräftiger als der so erfolgreiche «DUE» 2016, der letztes Jahr in Zürich an der Internationalen Weinprämierung zum besten Tessiner Rotwein gekürt wurde und am Grand Prix du Vin Suisse einer der sechs nominierten Weine der Kategorie «rote Cuvée» war und 91.2 Punkte erzielte. Er gefällt mir ebenfalls hervorragend, die Mischung aus Kastanien- und Eichenholz und die Kombination aus der Merlot- und Cabernet Sauvignon-Aromatik sind eine Gaumenfreude.  

Der im Stahltank ausgebaute «SAUVIGNON BLANC» 2019, mit 6.3 g gesamter Säure und 13 %o Alkohol praktisch analog dem 2018er, ist frisch und knackig und – obwohl die Reben erst im sechsten Jahr standen – schon mit der typischen Aromatik der Rebe ausgestattet. Das Terroir scheint auch dieser Rebe zu passen.

Der «TRE» 2019 reift noch in den Barriques. Er wird zusammen mit dem Chamboursin 2017, der noch etwas mehr Zeit braucht, voraussichtlich im Sommer abgefüllt.

Leider haben die Bundesmassnahmen zu Eindämmung der Grippe das gesamte Wirtschaftsleben vor allem hier im Tessin lahmgelegt. In der Gastronomie geht gar nichts mehr. Auch die jährliche Weinprämierung in Zürich wurde abgesagt, der «Mondial du Merlot» in den Herbst verschoben und vom «Grand Prix du Vin Suisse» habe ich noch gar nichts gehört. Schade, es war für mich immer ein Höhepunkt des Jahres, von den Auszeichnungen meiner Weine meist positiv überrascht zu werden.

Auch die Tage der «Offenen Weinkeller», die dieses Jahr im Juni hätten stattfinden sollen, wurden vorerst einmal provisorisch in den August verschoben.

Nun, ich hoffe auf eine Wende zum Guten. Und dass ich meine Weine weiterhin über die privaten Kontakte verkaufen kann. Gibt es denn etwas Schöneres als einen Frühlingsabend im Wohnzimmer, auf der Terrasse oder im Garten bei einem guten Glas Wein?

Herzlich
Beat

erstellt am: 07.04.2020 | um 14:17 | von: Beat Bachmann | Kategorie(n): News

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